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Die Bischofszell Nahrungsmittel AG (Migros Konzern) verfolgte mit einem wegweisenden MRK-Pilotprojekt auf Zeit zwei Ziele: Sicherstellung einer effizienten Lebensmittelproduktion sowie Humanisierung der Arbeitswelt.
Die Bischofszell Nahrungsmittel AG, ein Betrieb des Schweizer Migros Konzerns, verfolgte mit einem wegweisenden MRK-Pilotprojekt auf Zeit zwei Ziele: Sicherstellung einer effizienten Lebensmittel-Produktion sowie Humanisierung der Arbeitswelt.
In Bischofszell nahe St. Gallen hat man sich auf die Produktion von Convenience Food spezialisiert. Hier werden leckere Fertiggerichte produziert, die es geschmacklich mit der gehobenen Küche aufnehmen können. Diese Qualität und die schnelle Zubereitung sorgen für eine permanent steigende Nachfrage. Ein Pilotprojekt sollte Klarheit schaffen, ob sich mit der Mensch-Roboter-Kollaboration benötigte Kapazitätserweiterung einfach realisieren und gleichzeitig Gesundheitsrisiken für den Menschen reduzieren lassen.
Konkret ging es darum, komplett verpackte Convenience-Gerichte in mehreren Lagen auf Blechen in Wagen zu stapeln, auf denen sie dann die Pasteurisation bzw. Sterilisation durchlaufen. Manuell ausgeführt beinhalten die dazu nötigen Arbeitsschritte Verletzungsgefahren und Gesundheitsrisiken für die Mitarbeiter.
Während die Verteilung der Fertiggerichte auf den Alublechen und die Platzierung von Abstandshaltern zwischen den einzelnen Lagen die angenehmeren Tätigkeiten darstellen, zählt das Einlegen der großen Blechtafeln in die Wagen zu den ungeliebten Arbeitsschritten. Die Handhabung der Bleche ist wegen ihres Gewichtes von immerhin fünf Kilogramm ein anstrengender Job. Die Bleche müssen passgenau in die Wagen eingelegt werden, was mit einer Quetschgefahr der Finger einhergeht.
Was lag da näher als den kompletten Handhabungsprozess zwischen Mensch und Maschine aufzuteilen; und zwar in direkter Zusammenarbeit ohne Schutzzaun an einer kompakten Station: die angenehmen Tätigkeiten für die Mitarbeiter, die kräftezehrenden Arbeitsschritte mit Verletzungsgefahr für den Roboter.
Gemeinsam mit Stäubli war der passende Roboter für die Mensch-Maschine-Interaktion im Handumdrehen gefunden: ein TX2-90L mit CS9 Controller. Dieser kollaborative Sechsachser verfügt im Gegensatz zu klassischen Cobots über die nötige Traglast für die Applikation, die die vier Hauptkomponenten Roboter, Blechmagazin, Abstandshalter-Zuführband und Liftstapler-Wagen beinhaltet.
Während ein Mitarbeiter ein Alublech mit Fertiggerichten bestückt und darauf die Abstandshalter für die nächste Lage platziert, holt der Stäubli Sechsachser in Safe Limited Speed vier Abstandshalter vom Zuführband und legt sie auf dem obersten Alublech im Magazin ab. Danach greift er das Blech samt der Abstandhalter, fährt in Richtung Liftstapler-Wagen und wartet an definierter Position bis sein menschlicher Kollege die Bestückung einer Lage mit Fertiggerichten beendet hat, dies per Knopfdruck quittiert und den Arbeitsbereich verlässt. Jetzt legt der Roboter in hoher Geschwindigkeit das neue Blech für die nächste Lage im Wagen ab. Ein neuer Zyklus kann beginnen.
Mit dieser temporären MRK-Testanwendung hat das Bischofszeller Team den Beweis erbracht, dass die Mensch-Roboter-Interaktion für viele Migros-Produktionsbetriebe enormes Potenzial hat. Natürlich werden vor der endgültigen Realisierung noch einige Detailverbesserungen einfließen müssen, um dauerhaft in der Produktion bestehen zu können. Aber das Ziel, mit einer Testanlage die vielen Vorteile aufzuzeigen, hat man in vollem Umfang erreicht. Und so könnte der Migros Betrieb vielleicht schon in Bälde einer der ersten Lebensmittelhersteller weltweit sein, bei dem MRK-Applikationen zum produktionstechnischen Standard gehören.